Corona und das kalte Wasser

Die Pandemie erreichte die Hauptstadtregion mit Verzögerung. Am 1. März 2020 brach in Mitte ein 22 Jahre alter Mann in seiner Wohngemeinschaft zusammen, die Charité wies bei ihm wenig später eine Corona-Infektion nach. Doch da war das Virus bereits seit Wochen in der Republik unterwegs. Bereits am 27. Januar war ein Mitarbeiter eines bayerischen Auto-Zulieferers mit Corona-Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er gilt bundesweit als der „Patient Null“.

Wie das Virus das Leben verändern würde, wurde aber erst am 14. März klar. An diesem Samstag versendete die Senatskanzlei eine „Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus in Berlin“. Die Folge: Kulturbetriebe, Hotels, Restaurants und Einzelhändler mussten schließen, private Kontakte wurden stark eingeschränkt. Der erste Lockdown hatte begonnen. Für die Unternehmen bedeutete das einen tiefen Einschnitt – und für die Verbände im Haus der Wirtschaft so etwas wie den Ausnahmezustand.

Lockdown

Carolin Vesper, Leiterin der Abteilung Soziale Sicherung

Steter Ansturm per Telefon

Seit diesem Tag standen die Telefone nicht mehr still. Verbände und Unternehmen bestürmten die VME-Fachleute mit immer neuen Fragen rund um die Pandemie: Was ist in Sachen Infektionsschutz zu tun? Gibt es Entschädigungen für Corona-bedingte Produktionsausfälle? Und welche Regeln gelten eigentlich beim Home Office?

„Das Informationsbedürfnis vor allem in den ersten Tagen und Wochen war gigantisch“, berichtet Carolin Vesper, Leiterin der Abteilung Soziale Sicherung. „Vieles war unklar, so eine Pandemie hat ja noch niemand erlebt. Wir haben getan, was wir konnten, um unsere Mitgliedsunternehmen auf dem Laufenden zu halten. Das war eine intensive Zeit.“ Der Einsatz war nicht umsonst – viele Wirtschaftsvertreter äußerten sich zufrieden über die Arbeit im Haus der Wirtschaft.

Beschäftigte in Kurzarbeit in Berlin und Brandenburg

Kurzarbeit – nach langer Zeit

Im Fokus stand zunächst das Thema Kurzarbeit. Zum letzten Mal war sie im großen Stil 2008/2009 während der Finanzkrise zum Einsatz gekommen. „Kurzarbeit anzeigen, Kurzarbeitergeld beantragen und berechnen – nicht mehr jeder Personalverantwortliche wusste, wie das geht“, erinnert sich VME-Expertin Vesper. Im April 2020 waren in Berlin über alle Branchen hinweg in der Spitze 240.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, in Brandenburg 113.000.

Hinzu kamen unzählige Fragen der Betriebe rund um Corona: Wann muss ein Beschäftigter in Quarantäne? Wo gibt es PCR-Tests? In welche Länder sind noch Dienstreisen möglich? Ab wann dürfen Saisonarbeiter in Brandenburg tätig werden? 

Neue Kanäle

Allein per Telefon ließ sich der Wissensdurst nicht stillen, das war schnell klar. Eine Task-Force im Haus der Wirtschaft legte fest: Wir brauchen eine neue Informationsstrategie für die Corona-Zeit.

Bewährte Kanäle wie die Rundschreiben des Verbands erleben seit Beginn der Pandemie einen starken Aufschwung. Beinahe täglich formuliert die Politik neue Verordnungen, Gesetze und Beschlüsse. Parallel dazu wurde das VME-Web-Angebot massiv ausgebaut.

Informationen und Links rund um Corona-Programme, Kredite und Liquiditätshilfen waren 2020 die am häufigsten angesteuerten Seiten auf vme-online.de
VME-Kommunikationschef Carsten Brönstrup
Begrüßung
Videokonferenz

Das Problem mit der Präsenz

Ein Problem blieb: An Präsenzveranstaltungen, ob Ausschuss-Sitzung, Seminar, Workshop oder Pressekonferenz, war seit März 2020 nicht zu denken. Ersatz musste her. „Wir haben von heute auf morgen auf online umgestellt“, sagt Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser – aber er hat funktioniert.“

Eine kleine Web-Kamera, ein Mikrofon, ein paar Scheinwerfer – damit ging es los im März 2020. Webinare rund um das Thema Kurzarbeit erzielten enorme Teilnehmerzahlen. VME-Sozialfachfrau Vesper fand als gefragte Referentin schnell heraus, worauf es bei Zoom, Webex und Co ankommt. Mike Petrik und Marius Ladwig, die IT-Experten des Verbands, nahmen Übertragung und Bildregie in die Hand. „Vor der Kamera zu sprechen, ist zur Routine geworden“, bilanziert Vesper. „Es ist leichter, als es den Anschein hat.“

Überall in der Wirtschaftswelt sind Online-Treffen zum Alltag geworden. Für die Unternehmensverbände bieten sie auch Vorteile. „Die Schwelle für die Teilnahme ist viel niedriger“, hat Elmar Stollenwerk, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Potsdam, beobachtet. „Die Anfahrt entfällt. Viele Teilnehmer gerade aus der Fläche scheuen den Aufwand für eine Präsenz-Veranstaltung – bei einer Online-Konferenz schalten sie sich aber gerne zu.“

Nach einem Jahr Corona sind Formate per Zoom & Co. längst zum Alltag geworden. Erstaunlich viele Formate finden nun online statt. Webinare sowieso, aber auch das Digitalforum Führen zusammen mit der Bundeswehr, Beiratssitzungen, das Finanzforum oder die Debatten des Digitalforums Mobilität. Selbst eine Konferenz zu Künstlicher Intelligenz in der Produktion mit 200 Teilnehmern ist für das VME-Team kein Problem mehr. Die Technik ist mittlerweile professionell, ein Video-Studio mit Touchscreen und virtuellen Hintergründen im Haus der Wirtschaft kommt heute zum Einsatz. 

Direkte Gespräche - unbezahlbar

Und doch ist die Hoffnung auf das Ende der Pandemie groß. „Wir erreichen unsere Mitglieder, das ist das Wichtigste“, sagt Hauptgeschäftsführer Amsinck. „Der direkte, persönliche Kontakt gehört aber zur Verbandsarbeit wie die Butter zum Brot. Wir freuen uns, wenn wir wieder von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen können.“

Impfen

Umbruch und Aufbruch

Editorial

Umbruch und Aufbruch

Ins kalte Wasser

Wie das Virus die Arbeit des VME verändert hat

Was jetzt passieren muss

So gelingt der Neustart

Ein hartes Stück Arbeit

Wichtige Meilensteine der Tarifpolitik

So war 2020

Verbandsarbeit im Zeichen der Pandemie

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